Ein Schulhaus, das keiner mehr wollte.
Nun haben sich schlaue Schülerinnen und Schüler was ausgedacht.

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Der wunderschöne Backsteinbau aus der Kaiserzeit, entworfen von Max Heinrichs, öffnete das  erste Mal 1901 seine Türen als „Höhere Töchterschule“.EineSchule, in der junge Mädchen des gehobenen Bürgertums zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Knigge der Zeit lernten.

Mit Fächer wie Handarbeit, Singen, Fremdsprachengrundkenntnisse und Allgemeinwissen bereitete man die Mädchen auf ihre gesellschaftlichen Aufgaben, insbesondere auf ihre späteren häuslichen Pflichten als Gattin und Mutter vor.

Später bekam die Mädchenlehranstalt den schönen Namen „Luisenschule“.  Eine Linde wurde davor gepflanzt.

Im sozialistischen Staat DDR war die Geschlechtertrennung abgeschafft und in den alten Gemäuern entstand für Jahrzehnte eine vielseitigeBerufsschulefür Bäcker, Tischler, Bürokaufleute und viele andere Berufe.

Im Keller befand sich zu dieser Zeit ein öffentliches „Warmbad“. Wolgaster Bürger ohne eigene Badewanne konnten hier für einige Groschen unter die Dusche oder in die Wanne steigen.

Am 03. September 1986 bekam die Schule den Namen der ehemaligen DDR-Bürgerin „Tamara Bunke“. Zur Feierstunde waren die Eltern und sogar Funktionäre aus Kuba angereist. Tamara hatte als junge Frau für den kubanischen Geheimdienst gearbeitet und war eng mit Ernesto „Che“ Guevara  befreundet. Der Guerillakampf in Bolivien wurde zu ihrem gemeinsamen Schicksal. 1967 ließen dort beide auf dramatische Weise ihr Leben. Der Ehrenname Bunke schaffte es aber dennoch nicht in das Gedächtnis der Wolgaster.

Bis in die 2000er Jahre hinein diente die „ehemalige Berufsschule“ als städtisches Mehrzweckgebäude, Ersatzschule, Fahrschule und Volkshochschule, dann stand es zwei Jahre leer, die Heizung platzte, allgemeiner Verfall setzte ein.

Nach zwei Jahren Leerstand wuchs in uns die Idee dem alten Gebäude wieder Leben einzuhauchen. Schon einmal gaben wir einem alten kaiserlichen Bau in Wolgast eine neue Aufgabe. Ein Ferienhaus für junge Leute sollte es werden.

Im Spätsommer 2016 hatten wir uns die Schlüssel besorgt und es wimmelten wieder Schüler durch die Räume, auf Erkundungstour und auf der Suche nach guten Ideen…

Ein Kind ist aus hundert gemacht,
hat hundert Sprachen, hundert Hände, hundert Gedanken,
hundert Weisen zu denken, zu spielen und zu sprechen.

Hundert, immer hundert Arten zu hören,
zu staunen und zu lieben,
hundert heitere Arten zu singen, zu verstehen,
hundert Welten frei zu erfinden,
hundert Welten zu träumen.

nach Loris Malaguzzi

Weiter mit Partizipation.

Ein kreatives Ferienhaus für junge Leute? Da sollten solche, die vor Ort leben, selbst mitreden und mitgestalten. So entstand die Idee, Schüler aus Wolgast mitwirken zu lassen bei der Umgestaltung des Backstein-gebäudes aus der Kaiserzeit am Platz der Jugend.
Das Erste, was wir gemeinsam erledigten, war ein Vermessen des Baukörpers nach menschlichem Maß.

Draußen mit Schritten und Armen. Drinnen mit Elle und Handspanne.

Jeder konnte auf seine Weise ausdrücken, wie er sich seine Wunschschule vorstellt. Mit einem Traum-Lernzimmer und was er dort selbst gern lernen will – zaubern, Graffiti malen, meditieren oder was auch immer.

Martin (Geschäftsführer):

Der Augenblick, als das erste Mal seit Jahren die Türen aufflogen und die Schüler die alte Schule wieder fröhlich lärmend in Besitz nahmen wusste ich: das gehört hier zusammen!
….Die sprudelnde Kreativität der Schüler gab uns viel Vertrauen für das Projekt.

Anne (Lehrerin):

Die alte Wolgaster Backsteinschule, was für ein guter Gedanke!Bei der Ideenfindung und Planung mitzumachen war ein Angebot, das wir begeistert angenommen haben. Nach kurzer Rücksprache mit der Schulleitung unseres Runge-Gymnasiums stellten wir das Curiculum für Klasse 11 etwas um und schon ergab es den kreativsten Projektunterricht für drei Kurse (ca. 60 Schüler) vor Ort und im Klassenraum.

Tolle Ideen, prima Zusammenarbeit, wunderbare Umsetzung in die Realität!

Anna (Architektin):

Durch die Integration der Schüler in die Planungen wollten wir sicherstellen, nicht an den Nutzerwünschen vorbei zu planen und eine höhere Identifikation mit dem Gebäude erzielen. Es sind unglaublich tolle und kreative Ideen entstanden, von denen wir die meisten auch in der Zimmergestaltung realisieren konnten.

Alle Zimmer sind thematisch nach Vorschlägen der Schüler gestaltet.

Upcycling für ein ganzes Haus?

Etwas mehr als nur „aus alt mach neu“ gehört dazu.
Wir begannen vor fünf Jahren mit dem POSTEL in Wolgast, unserem Familienhotel. Eine Handvoll Freunde enterten damals die Reste einer kaiserliche Post nach langem Leerstand.

Nach über 100 Jahren stand nun auch die schöne alte Mädchenschule, gleich um die Ecke, leer. Aus den vielen Gegenständen, die wir hier und dort fanden, aus den Ideen der Schüler und großer Lust auf „bloß nichts wegwerfen“ haben wir nicht nur wieder mal ein ganz altes Gebäude ge-upcycelt, sondern auch die Fundstücke im Inneren zu einer originellen Einrichtung aufgewertet.

Die Wiedererweckung eines so charismatischen Hauses gelang nicht ohne magische Momente.